"Jugend-Schule-Wirtschaft"
- Ein europäisches Projekt mit deutschen, polnischen,
tschechischen
und ungarischen Schülerinnen und Schülern -
- Träger: Deutsche Bank Stiftung und IZOP-Institut Aachen -
- Projektzeitungen: Népszabadság und Süddeutsche Zeitung -
- Koordinierungsstelle in Ungarn am Gymnasium Gyönk, 2001/2002 -
- Kooperation mit dem Gymnasium in Isny/Allgäu -
Das "Gyönker Modell" fach- und sprachübergreifender
Projektarbeit
Fotos und Daten zur Gyönker JSW-Gruppe 2002/2003
Fotos und Daten zur JSW-Partner-Gruppe aus Isny/Allgäu 2002/2003
JSW-Interview mit dem ungarischen Bildungsminister,
Dr. Bálint Magyar, 31.10.2002
JSW-Interview mit der Kultusministerin Baden-Württembergs,
Dr. Anette Schavan, 3.April 2003
JSW-Interview mit dem Geschäftsführer der
Deutsch-ungarischen Industrie- und Handelskammer, 6.11.2002
"Triumph in Gyönk" - Ein internationaler Konzern in der
südungarischen Provinz
Fotos und Daten zur Gyönker JSW-Gruppe 2001/2002
Facharbeitsthemen 2001/2002
Die Schülergruppe aus Isny in Gyönk, 26.2.-2.3.2002
Die Schülergruppe aus Gyönk in Isny, 7.4.-13.4.2002
Die Schülergruppe aus Gyönk in Isny, 30.3.- 5.4.2003
Die Schülergruppe aus Isny in Gyönk, 27.4.-3.5.2003
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Artikel aus dem Gyönker Projekt:
Budapester Zeitung, 15.Oktober 2001:
Wirtschaft in der Schule
Deutsches Projekt mit ungarischen Schülern
Vergangene Woche hat die Budapester Zeitung über das Medienprojekt am Lajos-Tolnai-Gymnasium
im südwestungarischen Ort Gyönk berichtet. Unter Leitung von Gerald Hühner
lernen Schüler das ABC des Journalismus und veröffentlichen
ihre Artikel in der Süddeutschen Zeitung. In loser Folge wird nun
auch die BZ Artikel der Nachwuchsjournalisten bringen.
Den Anfang macht ein Text von József Borka, der die Klasse 11a besucht.
In Deutschland ist es schon seit 1998 Tradition: Das Projekt "Jugend-Schule-Wirtschaft - Hilfe zur Selbsthilfe". Im Rahmen dieses Projekts können Schüler wirtschaftliches Leben und Journalismus kennenlernen. Die Träger des Projekts sind die Deutsche-Bank-Stiftung und das IZOP-Institut in Aachen. In diesem Jahr gibt es etwas Neues: Schulen aus Osteuropa sind auch vertreten. Es gibt insgesamt 97 Projektschulen: Neben 76 aus Deutschland je sieben aus Polen, Tschechien und Ungarn.
Die ungarischen Teilnehmer kommen von Schulen aus Cegléd, Gyõr, Jászárokszállás, Monor und aus Budapest von der Károlyi Mihály Közgazdasági és Külkereskedelmi Iskola sowie der Deutschen Schule. Vom ungarisch-deutschen Lajos-Tolnai-Gymnasium in Gyönk ist unsere 11. Klasse dabei. Jeder Schüler im Projekt erhält täglich eine Tageszeitung kostenlos. In Ungarn ist das die Népszabadság.
Unsere Schule hat schon langjährige Erfahrungen im Journalismus, weil wir unter Leitung unseres Gastlehrers Gerald Hühner schon seit 1996 am Projekt "Zeitung in der Schule" (ZiS) mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) teilnehmen. Deshalb wurde mit der Deutschen-Bank-Stiftung und dem IZOP-Institut auch vereinbart, an unserer Schule eine Koordinierungsstelle für die ungarischen Teilnehmer einzurichten. Die Gyönker Schüler erhalten so auch täglich zwei Zeitungen: Die Népszabadság und die SZ, die größte überregionale Tageszeitung Deutschlands.
Das Projekt fordert viel Arbeit und Energie. Aber die Mühe ist es wert: Eine unserer Aufgaben ist es, zu Wirtschaftsthemen Facharbeiten zu schreiben. Dazu können wir die Themen, die aus unserer Region kommen sollen, nach unseren Interessen selbst wählen und uns dann im Unterricht damit beschäftigen. In Gyönk geschieht das zweisprachig und zwar in den Fächern Wirtschaftsgeographie, Medienkunde, Deutsch und in einer Arbeitsgruppe am Nachmittag. So wird der Unterricht interessanter und der Lernstoff nicht so trocken serviert. Außerdem können wir die Erfahrungen mit der Projekt-Arbeit später an der Universität nutzen.
Aber vor allem bleibt die Arbeit nicht auf die Schule beschränkt: Wir können bei lokalen und regionalen Firmen recherchieren, Interviews auch mit Politikern führen und mit deutschen Schülern gemeinsam arbeiten. In den Projekt-Zeitungen werden dann Interviews, Artikel und Reportagen erscheinen, die von den Projekt-Schülern zu ihren Themen erarbeitet wurden.
Für uns Schüler bringt dies viele Vorteile und neue Chancen mit sich: Wir arbeiten mit Tageszeitungen im Unterricht, lernen neue Methoden und Themen kennen, und können durch die Zeitungsarbeit interessante Menschen treffen, neue Kontakte knüpfen: Welcher 16-jährige Schüler kann schon von sich sagen, dass er Minister interviewt hat?
Und wem das noch nicht reicht: Das Projekt ist auch finanziell attraktiv:
Drei Preise werden für die besten Facharbeiten vergeben; der Gesamtwert beträgt 5000 Euro
- etwa 1,3 Mio Ft. Diese Preise dienen der Entwicklung der Schulen, aber die Schüler
bekommen selbstverständlich auch wertvolle Geschenke - und natürlich: Erfahrung!
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Neue Zeitung - Ungarndeutsches Wochenblatt - Nr. 40/2001:
"Jugend-Schule-Wirtschaft" - Ein Projekt der Deutschen Bank Stiftung
Koordinierungsschule in Gyönk
Am 1.Oktober 2001 startete das Projekt "Jugend-Schule-Wirtschaft - Hilfe zur Selbsthilfe" auch in Ungarn; Träger sind die Deutsche Bank Stiftung und das IZOP-Institut in Aachen.
Ziel ist es, Jugendlichen umfassende Medienkompetenz schon in der Schule zu vermitteln. Außerdem sollen sie Erfahrungen mit Themen aus der Wirtschaft machen, und dies allgemeiner Art, vor allem aber auch in ihrer heimischen Region. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, diese Themen mit Hilfestellung ihrer Lehrer, doch weitgehend auch selbständig zu erarbeiten. Insgesamt geht es bei dem Projekt um die Vorbereitung von Jugendlichen auf das Leben in der globalisierten Welt, in der es immer wichtiger wird, Informationen zu erwerben, kritisch zu werten und sinnvoll zu nutzen.
Das Projekt wurde erstmals 1998 in Deutschland durchgeführt. In diesem Jahr gibt es eine Premiere: Erstmals sind auch Schulen aus Osteuropa vertreten. Die insgesamt 97 Projekt-Schulen kommen aus Deutschland und je 7 aus Polen, Tschechien und Ungarn.
Dem Gymnasium Tolnai Lajos in Gyönk kommt dabei eine besondere Rolle zu. Denn nicht nur nimmt die Klasse 11a der Schule komplett an dem Projekt teil. Aufgrund der langjährigen und erfolgreichen Erfahrung mit dem Projekt "Zeitung in der Schule" mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) fungiert das Gymnasium Tolnai Lajos in Absprache mit der Deutschen Bank Stiftung und dem IZOP-Institut auch als Koordinierungsstelle für die am Projekt beteiligten ungarischen Schulen. Diese sind, außer dem Gymnasium Tolnai Lajos in Gyönk, jeweils eine Schule aus Cegléd, Györ, Jászárokszállás, Monor sowie je eine Schülergruppe der Károlyi Mihály Közgazdasági és Külkereskedelmi-Schule und der Deutschen Schule aus Budapest.
Im Rahmen des Projekts erhält jeder beteiligte Schüler täglich kostenlos eine regionale oder überregionale Tagesszeitung. Die Gyönker Schüler erhalten durch die Kooperation mit der SZ täglich zwei Zeitungen: Die ungarische Projekt-Zeitung Népszabadság sowie mit der Süddeutschen Zeitung die größte deutsche Tageszeitung. Dies ist eine hervorragende Chance zum Erwerb einer kritischen Medienkompetenz, da die Jugendlichen täglich Nachrichten und ihre Präsentation in verschiedenen Medien - und dies zweisprachig - vergleichen können.
Die Schüler werden aber nicht nur die Tageszeitungen im Unterricht in verschiedenen Fächern sinnvoll nutzen können. Sie haben auch die Aufgabe, Facharbeiten zu Wirtschaftsthemen zu schreiben, die aus ihrem regionalen Umfeld kommen. Im Zusammenhang mit diesen Facharbeiten entstehen dann Interviews, Artikel, Reportagen, die den Projekt-Zeitungen zur Veröffentlichung eingereicht werden können.
Dem Gesamtsieger unter den eingereichten Facharbeiten winken im Herbst 2002 eine Einladung zur Preisverleihung nach Berlin sowie wertvolle Sachpreise.
Gerne informieren wir die Leser der Neuen Zeitung über den Fortgang des Projekts, das vom 1.Oktober 2001 bis zum 31. Juli 2002 ausgeführt wird.
- Dr. Gerald Hühner, Programmleiter in Gyönk -
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JSW-Brief der Deutsche Bank Stiftung/Dez. 2001:
"Ifjúság-Iskola-Gazdaság - Segítség az önmegsegítéshez"
Das Projekt "Jugend-Schule-Wirtschaft" in Gyönk/Ungarn
Auf dem Programm steht eine Premiere: Mit polnischen, tschechischen und ungarischen Schulen in dem bereits Tradition gewordenen deutschen Projekt erklingt seit dem 1.Oktober 2001 ein neuer Ton.
Dabei klingt wohl nicht nur der ungarische Projekt-Name deutsch gestimmten Ohren fremd. "Puszta, Paprika, Piroschka" - Nicht nur, wer seine Kenntnis Ungarns aus romantisierten Vorstellungen á la Lilo Pulver, Werbespots für Weine vom Balaton oder Reisen zu touristischen Highlights speist, wird Neues erfahren. So fühlen sich Ungarn, aber auch Polen, Tschechen und Slowaken nicht unbedingt als Osteuropäer. Die 2001 erstmals publizierte Zeitschrift "Kafka" bringt es für die vier Länder im Untertitel auf den Punkt: "Zeitschrift für Mitteleuropa". Aufgrund historischer, kultureller, politischer und ökonomischer Gegebenheiten ist, nach einem verbreiteten Selbstverständnis, für Ungarn der Beitritt zur Europäischen Union ein längst fälliger formaler Akt.
Im Rahmen des Projekts wird man auch dazu mehr hören. Dieses trägt somit auch zum besseren Kennenlernen der EU-Beitrittskandidaten bei: Gerade dadurch, daß Schülerinnen und Schüler in Zeitungsartikeln und Facharbeiten aus ihrem regionalen Umfeld berichten, wird jenseits ihrer Landesgrenzen Wissen landestypisch spezifiziert, um konkrete Beispiele erweitert. Nach den von Schülern bisher genannten Arbeitsthemen wird die verflochtene Kooperation auf europäischer Ebene ebenso vorgestellt wie die traditionellen Strukturen ländlicher Produktion in Familienbetrieben, deren historische, aktuelle Situation, ihre Perspektiven.
Doch bringt das Projekt selbstverständlich und vor allem auch ungarischen Schülern Neues. Deutsche Bank Stiftung und IZOP-Institut stoßen mit ihrem Angebot hier auf ein enormes Interesse. Denn Themen und Methoden des traditionellen Unterrichts lassen sich durch die Projekt-Arbeit produktiv und sinnvoll erweitern, neue Arbeitsweisen erfolgreich und nachhaltig erproben. Kreativität, Eigenständigkeit und Teamfähigkeit werden umfassend gefördert.
Im Gyönker Gymnasium Tolnai Lajos, dem einzigen nichtstädtischen in Ungarn, ist Projektarbeit jedoch längst kein Experimentierfeld mehr: Seit 1996 arbeiten Gruppen dieser Schule als einzige außerhalb Deutschlands im Rahmen des Projekts "Zeitung in der Schule" mit der Süddeutschen Zeitung zusammen (www.dasan.de/gyoenk). Diese interkulturelle Arbeit aus den Bereichen Medien, Kultur, Politik und Wirtschaft hatte von Beginn an großen Erfolg. Nach Absprache mit den Projektträgern fungiert die Schule daher auch als Koordinierungsstelle für die ungarischen Projekt-Schulen.
Die Projekt-Arbeit öffnet Türen: Wer reist schon als Jugendlicher für journalistische Recherchen zur EXPO 2000 oder zur Frankfurter Buchmesse? Wer interviewt schon seinen Staatspräsidenten oder andere, sonst kaum erreichbare Prominenz -, und das für eine überregionale Tageszeitung? Auch im Projekt "Jugend-Schule-Wirtschaft" steht den Schüler-Journalisten nun die Tageszeitung als "Türöffner" und Ort zur Publikation ihrer eigenen Arbeiten zur Verfügung. Motivation und Engagement sind auch dadurch entsprechend hoch.
Nun kommt im Rahmen von JSW für die Gyönker mit der Népszabadság die größte ungarische Tageszeitung hinzu. Durch den Einsatz beider Tageszeitungen erweitern sich die schulischen Arbeitsmöglichkeiten enorm. Sprachabeit, interkulturelle Landeskunde und interkultureller Medienvergleich gehen bei diesem Projekt Hand in Hand; "authentische Gesprächssituationen" und thematische Orientierung an aktuellem Geschehen sind die Regel. Außerdem erfolgt eine kollegiale Arbeitsweise im Team. Und das sogar über Landesgrenzen hinweg, denn mit der Arbeitsgruppe aus Isny/Allgäu ist ein gemeinsames JSW-Projekt geplant.
Jugendliche, das zeigt sich in Gyönk schon seit Jahren, profitieren von all dem bei ihrem Einstieg ins Studium und/oder Berufsleben enorm. Das Beispiel der Arbeit in Ungarn unterstreicht damit die Projekt-Idee im Sinne des Wortes. "Hilfe zur Selbsthilfe": Als Erweiterung des Wissens, Förderung von Eigenverantwortlichkeit, kommunikativer Kompetenz und Teamfähigkeit.
Die Projekt-Arbeit ungarischer Jugendlicher insgesamt aber wirkt dann auch wieder zurück: "Ifjúság-Iskola-Gazdaság - Segítség az önmegsegítéshez" - auch in Deutschland bald mehr als ein neuer Ton.
Dr. Gerald Hühner
Gymnasium Tolnai Lajos
Gyönk/Ungarn
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Artikel in Budapester Zeitung (9.Januar 2002),
Neue Zeitung (Nr.1/2002) und Népszabadság (27.Dezember 2001)
(dort jeweils leicht bearbeitet bzw. in ungarischer Sprache):
"Ungarn ist de facto in die EU integriert"
Gespräch mit Ministerialdirektor Gábor Gérnyi im ungarischen Wirtschaftsministerium
Die Uhr im Konferenzsaal 102 des ungarischen Wirtschaftsministeriums zeigt 13.05 Uhr. Dabei ist es gerade erst kurz vor 12.00: Zufall? Symbolik?
Wir sprechen am 30.11.2001 mit Gábor Gérnyi (57), seit der Gründung im Mai 2001 Chef der Abteilung für die Vorbereitung ungarischer Klein- und mittelständischer Unternehmen auf den EU-Beitritt. Gérnyi, Ministerialdirektor, wird dabei von 6 Mitarbeitern unterstützt. Seit 1977 arbeitet er in verschiedenen Funktionen in Ministerien, seit 1996 als ungarischer EXPO Kommissar. Im Rahmen dieser Funktion gab er Schülern unseres Gymnasiums bereits drei Interviews für das Projekt "Zeitung in der Schule" mit der SZ; jeweils und auch jetzt in Deutsch.
Zur Zeit leitet er das 5jährige Aktionsprogramm zur Vorbereitung von Mikro-, Klein- und Mittelständischen Unternehmen auf den Beitritt Ungarns zur EU. Insgesamt ca. 700.000 solcher Unternehmen gibt es hierzulande, "die wirtschaftlich und auch politisch wichtig für das Land sind". Auch deshalb, weil in einer Volksabstimmung in Ungarn über den EU-Beitritt entschieden wird, und die Unternehmer die Vor- und Nachteile des Beitritts abwägen können müssen.
Vor allem mit 3 Problemen kämpfen diese Unternehmen und zwar besonders auf dem Lande: Kapital-Mangel, Informations-Defizite und fehlende Internet-Anschlüsse. Zur Lösung des Kapital-Mangels dient in Ungarn der staatliche "Széchenyi-Plan" zur Strukturförderung. Das Informations-Defizit soll durch Schulung vor Ort sowie ein spezifisches Handbuch behoben werden. Insgesamt versteht Gérnyi das Programm als "Vorbereitung auf die Selbständigkeit". In diesem Zusammenhang bietet er auch einen Besuch in Gyönk, 160 km südlich von Budapest an, um die betreffenden Unternehmer in den Räumen unseres Gymnasiums entsprechend zu informieren.
Gérnyi stellt dann auch aktuelle Makro-ökonomische Daten der ungarischen Wirtschaft für die Jahre zwischen 1999 und 2001 vor. Nach der Prognose des Forschunginstituts Kopint-DATORG vom Oktober 2001 erwartet man ein Wachstum von 4,0 %; gegenüber 1999 sinkt die Inflationsrate von 10,0 % auf 9,2 %. Die Arbeitslosenquote beträgt 6%, wobei Gérnyi besonders darauf hinweist, daß die Jugendarbeitslosenqoute bei 5 % liegt, "wesentlich weniger als etwa in Frankreich mit ca. 20%."
Dann präsentiert der Ministerialdirektor sein "Lieblingskind": Daten zu den deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen. So ist der größte Investor in einer Größe von 1.727 Millionen Dollar in Ungarn die Deutsche Telekom. An dritter Stelle steht RWE, an vierter VW/Audi, an sechster Opel. Gérnyi kennt selbstverständlich die Kritik in Ungarn an den umfangreichen auslän-dischen Direktinvestitionen; darauf entgegnet er, diese Investitionen bewirken eine "Veränderung der Wirtschafts- und Produktionsstruktur Ungarns", schaffen eine "erhöhte Exportfähigkeit", "bessere Chancen im Globalisierungsprozess" und helfen bei der "Vorbereitung der ungarischen Wirtschaft auf die EU-Vollmitgliedschaft".
Diese sieht Gérnyi allerdings nicht nur in greifbarer Nähe: "Ungarn ist de facto bereits in die EU integriert; und dies vor allem aufgrund der Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland." Bei der deutsch-ungarischen Handelsbilanz, so Gérnyi, "schlägt einem das Herz höher!" Betrug der Export beider Länder in das jeweils andere 1991 knapp 5 Milliarden DM, so steigt er auf 20 Milliarden für den deutschen und über 22 Milliarden für den ungarischen Export im Jahr 2001.
"Etwas für Feinschmecker" (Gérnyi) sind die Zahlen für die ungarischen Wirtschaftsbeziehungen mit den einzelnen Bundesländern, die traditionell sehr gut zu Bayern und Baden-Würtemberg sind. Fazit: Gérnyi sieht Ungarn besonders aufgrund der guten Beziehungen zu Deutschland auf dem besten Weg in die EU.
Am nächsten Tag bietet sich uns eine einmalige Gelegenheit: Der deutsche Außenminister Joschka Fischer ist zwei Tage Gast in Ungarn und gibt uns ein Interview für "Zeitung in der Schule" (SZ, 15.12.2001). Fischer zu den deutsch-ungarischen Beziehungen: "Die Wirtschaftsbeziehungen sind ebenfalls exzellent. Wir haben also eher das Problem, daß es keine Probleme gibt und das Selbstverständliche und die positive Emotion die Beziehungen bestimmt." "Wir können fest davon ausgehen, daß auf der Grundlage des letzten Kommissionsberichts die Zeitperspektive 2004/2005 (für den ungarischen EU-Beitritt) mit hoher Wahrscheinlichkeit eingehalten wird. Wir sehen keine Gefahr künstlicher Verzögerungen und werden alles tun, um zu einem erfolgreichen Abschluß zu kommen."
"Ungarn liegt da in der Spitzengruppe."
Nimmt man die Aussagen Gérnyis und Fischers und vergleicht dann die Wirtschaftsdaten Ungarns mit denen anderer EU-Beitrittskandidaten, dann stellt man fest: Ungarn ist bereits etwas weiter vorangeschritten. Geht die Uhr im Konferenzsaal 102 des ungarischen Wirtschaftsministeriums also symbolisch eine Stunde vor?
József Borka
Mariann Simigh
Klasse 11a
Projekt "Jugend-Schule-Wirtschaft"
Gymnasium Tolnai Lajos
Gyönk/Ungarn
Fotos vom Interview mit Gábor Gérnyi im ungarischen Wirtschaftsministerium,
30. November 2001:
Die Gyönker im Wirtschaftsministerium im Gespräch mit Gábor Gérnyi
Gábor Gérnyi erläutert Daten zur ungarischen Wirtschaft
Fotos: Gerald Hühner
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Artikel in Budapester Zeitung (3.Dezember 2001),
Neue Zeitung (Nr.48/2001) und Népszabadság (21.Januar 2002)
(dort jeweils leicht bearbeitet bzw. in ungarischer Sprache):
Ungarischer Wirtschaftsminister eröffnet Schloßhotel
"Dies ist die zweitgrößte Investition im Bezirk Tolna nach dem Kernkraftwerk in Paks." - János Dunszt ist sichtlich stolz. Doch der Manager berichtet nicht über ein industrielles Großprojekt. Am 12. November 2001 fand die offfizielle Eröffnung eines neuen Vier-SterneHotels in Högyész statt, in einer kleinen Gemeinde in Südwestungarn.
Tag der offenen Tür am Nachmittag: Hunderte Gäste schieben sich mit uns durch den frisch restaurierten Gebäudekomplex, es gibt Getränke gratis und viel zu sehen: Vom feudalen Treppenaufgang in der Empfangs-Halle, über Gästezimmer, Suiten, Restaurant, Bar bis zur umfangreichen Badeabteilung. Und das alles in einem historischen Gebäude, das in einem weiträumigem Park liegt. Denn das jetzige Hotel war einst Schloss der Familie Apponyi, es wurde in den Jahren 1722-1727 gebaut. Bei der Renovierung wurde auf den Denkmalschutz großer Wert gelegt. Der Gesamteindruck eines Gebäudes aus dem Barock wurde besonders in der Schloß-Kapelle erhalten. Seine Funktion hat sich jedoch geändert. Nach 2 Jahren Planung und Bauzeit ist ein Luxushotel entstanden.
Zahlreiche Ehrengäste sind bei der offiziellen Einweihung am Morgen des 12. November dabei, darunter der ungarische Wirtschaftsminister György Matolcsy, der die Anlage feierlich eröffnet. János Dunszt sieht den Besuch des Ministers als "ein Zeichen dafür, dass heute in der Region der Tourismus vielleicht der größte Wirtschaftsfaktor ist".
Dafür spricht auch, daß der Bau des Hotels mit staatlichen Mitteln gefördert wurde, und zwar aus dem Széchenyi-Plan zur Strukturförderung mit einer Summe "zwischen 200 und 250 Millionen Forint. Insgesamt eine riesige Investion für die Provinz, doch wir gehen davon aus, in zwei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben" (János Dunszt).
Das Projekt spricht vom Angebot und Service her internationale Gäste, besonders aus Deutschland und Österreich an. Dort wird auch besonders geworben. So ist auch das Personal mehrsprachig; auch mit János Dunszt führen wir das Interview in ungarisch und deutsch.
Die Anlage hat ein breites Angebot: Neben dem klassischen Hotelangebot gibt es ein Wellness-Programm, medizinische Anwendungen, therapeutische Maßnahmen, das Schwimmbad mit drei Thermalwasser-Becken und Sauna, ein Café, und natürlich ein Restaurant. Außerdem stehen den Gästen ein Kosmetik-Salon und Fitneßraum zur Verfügung.
Konferenzsäle für Veranstaltungen und Ausstellungen runden das Angebot ab. Hier finden 60 - 70 Personen Platz.
Kein Wunder, daß sich auch die Preise nach denen eines internationalen Vier-Sterne-Hotels richten. Für Übernachtung in einem der Zimmer oder Appartements, die mit stilgetreuen Möbeln eingerichtet sind, zahlt man 170 - 300 DM. Im Preis enthalten ist selbstverständlich die Nutzung des Bade-/Saunabereichs. Dort kann man aber auch für ca. 20 DM einen ganzen Tag verbringen, ohne im Hotel wohnen zu müssen.
Auch das Angebot des Restaurants entspricht hohen Ansprüchen. Chefkoch Gyula, der, wie alle Mitarbeiter des Hotels freundlich und bereitwillig Auskunft gibt, lädt zu internationalen Speisen, aber auch typisch ungarischen Gerichten ein.
Bei so viel Licht gibt es jedoch auch Schatten. Manche Bewohner von Högyész finden es schade, daß "der ursprüngliche Schloßpark (noch) nicht wie das Schloß wiederhergestellt wurde", andere, daß das Schloss nun in Privatbesitz und nicht mehr frei zugänglich ist. Auch werden wenige das Angebot des Schloßhotels selbst nutzen können. Andererseits bringt das Hotel jedoch neue Arbeitsplätze und vielleicht einen Aufschwung für das ganze Dorf .
So bringt die große Investition in Högyész sicher einen wirtschaftlichen Fortschritt im Touristik-Bereich der südungarischen Provinz. Noch mehr über das Hotel und sein Angebot finden Sie im Internet: www.apponyi.hu.
József Borka,
Réka Francz
Klasse 11a; Projekt "Jugend-Schule-Wirtschaft"
Gymnasium Tolnai Lajos
Gyönk/Ungarn
Fotos von der Recherche im Schloßhotel Högyész während der Eröffnung:
Interview mit Hotelmanager Dunszt (Foto 1,2 und 3)
Interview mit dem Chefkoch
In der Schwimmhalle des Schloßhotels
Fotos: Gerald Hühner