Bilanz der EXPO 2000 aus ungarischer Sicht
Interview mit Ministerialdirektor Gábor Gérnyi;
Budapest, Wirtschaftsministerium, 30. November 2001



------------------------- SZonNet - Abschluss einer blühenden Beziehung
ZEITUNG IN DER SCHULESamstag, 9. Februar 2002
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Abschluss einer blühenden Beziehung

Bilanz der Weltausstellung Expo 2000 aus ungarischer Sicht

„Mag die Stimmung in Deutschland auch anders sein: Die Expo war aus ungarischer Sicht ein großer Erfolg!“ Und nicht nur das: „Die Expo war das größte Erlebnis meines Lebens: Die Krönung einer Laufbahn, meiner Arbeit und der 30jährigen Beziehung mit Deutschland.“

Budapest, 30. November 2001: Im Wirtschaftsministerium zieht Gábor Gérnyi, ehemaliger ungarischen Kommissar der Expo 2000, Bilanz. Der Abschuss einer langen, erfolgreichen Beziehung auch für uns, denn unsere Expo-Geschichte bei ZiS begann 1997, als Gérnyi für Ungarn mit den Vorbereitungen zur Teilnahme an der Weltausstellung begann und nach Gyönk zum Interview kam.

Was wir seit 1997 deshalb auch beobachten konnten ist die Entwicklung des Menschen Gábor Gérnyi: Nach Gyönk kam damals ein Beamter aus dem Ministerium, der uns für „Zeitung in der Schule“ seine „erste internationale Pressekonferenz“ gab und ziemlich nervös war. Doch schon längst erleben wir Gérnyi als einen kreativen, selbstbewussten Manager. Geblieben sind aber die Freundlichkeit, die Begeisterung für seine Arbeit und das Unvermittelte seines Wesens, Eigenschaften, die sich nicht veränderten.

Gérnyi betonte 1997 in Gyönk, dass Ungarn vor einer - gar nicht leichten - Aufgabe stehe, und dass deshalb neben den ungarischen Traditionen auf der Kreativität der jungen Generation aufgebaut werden müsse; so setzte es auch auf unser SZ-Projekt: „Die Arbeit, die die Gyönker Projektgruppe bis jetzt getan hat, ist beispielhaft und bahnbrechend. Sie sind für uns, für das Team der Ungarn Beteiligung der Expo 2000 die besten Verbündeten.“ Unser zweites Interview mit Gérnyi findet dann im Februar 2000 im Budapester Wirtschaftsministerium statt: Ungarn ist mit dem Bau des Pavillons und der Organisation des Programms noch nicht ganz fertig, doch die Begeisterung ist offensichtlich, denn man ist auf einem guten, erfolgreichen Weg.

Dann 1.Juni 2000: Die Weltausstellung in Hannover öffnete ihre Tore. 16 Gyönker sind dabei und berichten über das Zusammentreffen der unterschiedlichen Kulturen. Selbstverständlich vor allem über den großen Erfolg des ungarischen Pavillons.

„Gute Laune, Zigeunermusik, die Afrika-Halle und die große Treppe mit dem großem Projektor, wo man sitzen und die Welt vergessen konnte“ -, das ist es, was Gérnyi heute spontan zur Expo einfällt; und eine „riesige Nostalgie“, nach den in Hannover verbrachten 5 Monaten! So will er alles tun, um in der Zukunft den Geist der Weltausstellung weiterleben zu lassen. Eine „Revival- Party“ fand sogar bereits statt.

Denn seine Expo-Bilanz als Generalkommissar sieht genauso überzeugend aus wie seine private: Gérnyi hat durch Kreativität für sein Land „das Unmögliche“ erreicht: Mit einem der geringsten Expo-Budgets (ca. 6 Mio DM; die Niederlande hatten etwa 15 Millionen DM zur Verfügung) wurde Ungarn 3,3 Millionen Expo-Besuchern in unserem Pavillon näher gebracht. Das entspricht etwa 1% der EU-Bevölkerung bei einem Kostenaufwand von 600 Forint, also ca. 2, 5 Euro pro Besucher.

Dabei wurde das Budget nicht überschritten, die ungarische Gastronomie fand riesigen Zusprach, Künstler aus dem ganzen ungarischen Sprachgebiet traten auf, berühmte Ehrengäste, wie etwa Günter Verheugen (EU- Erweiterungskommissar) nahmen an Veranstaltungen teil; sogar eine Hochzeit fand im Pavillon statt!

Und nun? Der gesamte Europa-Boulevard der Expo bleibt erhalten, darunter auch der ungarische Pavillon; er wurde an die Baufirma Kurt GmbH in Hannover für 225000 DM verkauft. Er ist künftig als Veranstaltungszentrum gedacht, als „ungarischer Stützpunkt in Norddeutschland“, denn er wird zweimal pro Jahr für eine Woche Ungarn zu Veranstaltungen zur Verfügung stehen.

Fazit von Gérnyi: „Ein großer Erfolg für unser Land!“ Dabei hat sich vor allem der Einsatz der Jugend für Ungarn gelohnt: 120 junge Hostessen aus Ungarn haben den Besuchern „ein positives Ungarnbild“ gezeigt. Und zum Schülerbeitrag aus Gyönk schreibt Gérnyi: „Ich möchte den Gyönker ZiS-Schülern und dem Projektleiter Dr. Gerald Hühner für die niveauvolle Popularisierung der ungarischen Beteiligung auf der Expo in der SZ danken.“

Hoffen wir, dass nach der Expo viele Klischees über Ungarn verschwunden sind. Hat uns das ungarische Expo-Logo - „der Wunderhirsch“, der nach den Sagen unsere Vorfahren in das Karpaten-Becken führte -, dann vielleicht sogar etwas rascher in die EU gebracht?

Éva Vereckei

11a; ZiS-AG

Gyönk/Ungarn

Die ZiSler aus Gyönk begleiteten die Aktivitäten des Ministerialdirektors im ungarischen Wirtschaftsministerium Gábor Gérnyi, der ungarischer Expo-Kommissar war. Oben: Gérnyi mit Mitgliedern der Gyönker ZiS- Gruppe. Unten: im Wirtschaftsministerium, zufrieden mit dem ungarischen Erfolg auf der Expo 2000.

Foto: G. Hühner

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Fotos vom Treffen mit Gábor Gérnyi im Budapester Wirtschaftsministerium, 30.11.2001:




Ministerialdirektor Gábor Gérnyi im Kreis der Gyönker ZiS-Schüler.
Rechts neben Gérnyi die Autorin des Textes, Eva Vereckei.




Gábor Gérnyi erläutert Daten und Fakten zur ungarischen EXPO-Bilanz.




Begeistert von der ungarischen EXPO-Bilanz: Gábor Gérnyi.

Fotos: Gerald Hühner